Das Reisebuch von Heinrich Barth
Ich schreibe das für mich selbst, vermutlich wird es nie jemand zu lesen bekommen.
Wir alle haben geschworen, nie darüber zu sprechen, wohin wir gingen und wo wir waren.
Doch ich werde alt, und mehr und mehr erscheint mir das geschehene wie in einem Traum.
Darum muss ich es für mich aufschreiben, hier an diesem Ort, der selbst der Familie unbekannt ist.
Ich fand ihn durch Zufall. Behielt dieses kleine Geheimnis stets für mich.
Er muss wohl bereits beim Bau des Anwesens geschaffen worden sein, in keinem mir bekannten Plan taucht er auf. Nicht einmal Energie gab es hier, also brachte ich eine Energiequelle, Kabel und Lampen an.
Das Lied, es hat mich tief in der Seele berührt. So viel Traurigkeit, so viel Leid klang daraus.
Ich habe es durch Zufall gehört, als es das erste mal gesungen wurde.
Ein weiterer glücklicher Zufall sorgte dafür daß ich es aufzeichnen konnte. Den Datenträger verwahre ich mit dem Buch.
Und aus tiefster Überzeugung habe ich mich spontan entschlossen zu helfen.
Kurz danach ergab sich bereits eine Möglichkeit, ein Aufruf wurde gestartet, Lara zu helfen.
Ich meldete mich sofort, wurde als einer der ersten Zehn mit in die Unternehmung aufgenommen.
Nicht wenig Erstaunt war ich, als ich erfuhr, WAS da geplant wurde, wir sollten nicht nur für Laras Schutz sorgen, sondern sie sollte begleitet werden, man wollte ihrer Reise zum Erfolg verhelfen und dafür sollte alles getan werden, jedes Mittel aufgebracht, das notwendig war.
Ich war zu dem Zeitpunkt kein Forscher, sondern hatte den Weg des Händlers gewählt, war dadurch auch zu einem bescheidenen Vermögen gekommen. Viel war es nicht, aber es hatte gereicht, um mir den Respekt der Familie zu sichern.
Nun musste ich mich entscheiden, hier war kein Händler nötig, sondern ein Forscher, Explorer nannten sie sich. Konnte ich das auch?
Ich konnte, stürzte mich in das Abenteuer.
Ein Schiff musste dafür beschafft werden. Vor einem Jahr war ein neues Modell auf dem Markt erschienen, sie nannten es ANACONDA. Wirklich teuer, aber für vieles geeignet.
Ich orderte ein solches Schiff, mit allem was für die Reise notwendig war. Beinahe meine ganze Barschaft gab ich dafür aus.
Fast den ganzen Rest und noch etwas mehr aus dem Familienvermögen stellte ich der Unternehmung zur Verfügung. Ich bewahrte mir nur soviel zurück daß ich notfalls zweimal die Versicherung hätte zahlen können.
Viel Zeit blieb mir nicht für meine Vorbereitungen, aber ich schaffte es gerade rechtzeitig.
Mit großer Eile flog ich zu dem abgesprochenen Treffpunkt.
Als ich dort ankam, hatten sich bereits über 60 Teilnehmer versammelt. Wir warteten auf die anderen Teilnehmer, 100 sollten es werden.
Dazu kamen noch die 5 Transportschiffe, alles T9, welche alles notwendige Equipment für Lara zu unserem ersten Ziel bringen würden. Alle hatten gespendet, viele Millionen waren dort hinein geflossen, damit würde die ANGELS CLOUD repariert werden.
Schließlich waren alle versammelt. Eine Konferenzschaltung über Funk wurde mit allen Teilnehmern geschaltet. Das Vorgehen wurde abgesprochen. Wir würden nicht alle gleichzeitig im Zielsystem ankommen, damit wir nicht zu gefährlich wirkten. Aufsehen würden wir genug verursachen, so viele Schiffe konnten nicht übersehen werden, zumal wir uns auch nicht zu verstecken gedachten.
Dann war es soweit, in genau geplantem Rhythmus sprangen wir in das Zielsystem, ich war bei der 5 Welle dabei.
Dort angekommen nahmen wir unsere Postionen ein, kein einziges Signal wurde an Andere oder die Station abgesetzt. Nur untereinander tauschten Wir codierte Signale aus, um uns zu koordinieren. Ansonsten verhielten wir uns friedlich und still.
Nach und nach versammelten sich über den Tag verteilt alle unsere Schiffe.
Als er zu Ende ging, waren wir alle zugegen und hatten uns aufgestellt. Unser Teamleader schaltete den Funk auf eine systemweite Frequenz und setzte den vorbereiteten Spruch ab.
Ich gebe ihn hier wieder, so wie ich mich daran erinnere.
„Wir Explorer sind gekommen um eine der Unseren abzuholen.
Ab sofort steht Lara und die ANGELS CLOUD mit ihrer Pilotin unter unserem Schutz!
Jeder Angriff auf Sie oder ihr Schiff ist ein Angriff auf uns,
wir werden darauf mit der nötigen Härte reagieren.“
Der Funkspruch endete, und er setzte ein Signal in den Whitchspace ab. Kurz danach erschienen die 5 Transporter.
Auf ein Zeichen schalteten wir alle die Scheinwerfer an. Ein Lichtdom entstand, durch diesen flogen die T9 zu der Station und landeten.
Hier draußen in unseren Schiffen hieß es jetzt warten. Wichtiges spielte sich derweil in der Station ab. Die Piloten der Transporter waren aus gutem Grund alle Frauen. Wir wollten damit zeigen, daß wir vertrauenswürdig waren.
Was hier und jetzt in der Station geschah, erfuhren wir später, ich stelle es dennoch direkt hier an, weil es hierhin gehört.
Die Pilotinnen nahmen Kontakt zu Lara auf, sprachen mit ihr und überzeugten Sie davon, daß sie unsere Hilfe bedenkenlos annehmen könne.
All unsere Hilfe, alles was wir zu tun gedachten, würden wir auf eigene Kosten tun. Nichts davon sollte Sie treffen.
Dann, nachdem alles abgesprochen war, begannen sie, Laras Schiff zu reparieren. Ein paar Verbesserungen wurden dabei vorgenommen, das wichtigste war jedoch das Medizinische System, welches installiert werden sollte, um Ihr die bestmögliche Versorgung zu garantieren.
Endlich war dies alles geschafft.
Nun ging es daran, den Start durch zu führen. Hier war Vorsicht geboten, Laras Feinde; immer noch vollkommen unbekannt; konnten dabei jederzeit auftauchen.
Es war abgesprochen, welche unserer Schiffe sich zu einem Verband zusammen fanden.
Wir waren alle bewaffnet, wenn auch nicht in der bestmöglichen Weise.
Unsere Schiffe waren allesamt ein Kompromiss zwischen Reichweite und Kampffähigkeit.
Der Fokus lag dabei weiterhin auf Reichweite, ein einzelnes Schiff konnte nicht viel gegen ein echtes Kampfschiff ausrichten, aber viele?
Lara stand in ihrem Hangar bereit, das Schiff voll aktiviert, nur die Starterlaubnis musste sie noch einholen. Aber, noch nicht.
Außen rief uns ein Signal, zeigte an, daß wir uns bereit halten sollten. Alle Piloten nahmen ihren Platz in ihren Schiffen ein.
Dann kamen die Transporter, setzten sich an den Beginn unseres Korridors.
Nun waren alle Schiffe in Position.
Ein weiteres Signal ging ein, 100 Schiffe machten sich bereit, fuhren die Waffen aus, Schilde wurden aufgebaut, verstärkt, Energie neu verteilt. Adrenalin strömte durch unsere Adern.
Das verursachte Unruhe im System, doch darauf konnten wir an diesem Punkt keine Rücksicht nehmen.
Drinnen in der Station bekam nun auch Lara ein Signal, daraufhin forderte sie die Startfreigabe an.
Diese wurde erteilt, sie gab Energie auf die Triebwerke. Die ANGELS CLOUD hob von dem Landepad ab. Schilde wurden aufgebaut, verstärkt, soweit möglich.
Sie steuerte das Schiff Richtung Schleuse, hindurch, Außen sahen wir die wunderschöne Anaconda aus der Station heraus fliegen sehen.
Langsam durchquerte sie die Schleuse, tauchte vollständig in das All ein.
Dann gab sie Schub, flog durch unseren Korridor. Sie hatte ihn noch nicht zur Hälfte durchflogen, als drei Schiffe auftauchten. Stumm, schwarz, bedrohlich. Sie fuhren die Waffen aus.
Und versuchten, Laras ANGELS CLOUD zu erreichen. Schossen wild um sich auch auf unsere Schiffe.
Alarm klang durch unsere Flotte. Wir standen zwischen den Angreifern und Lara, und HIER würden wir nicht weichen. WIR waren bereit, hatten einen Plan, und wir schossen zurück.
Ein für Exploration ausgestattetes Schiff hat normalerweise keine Chance gegen ein auf Kampf gefittetes Schiff. Auch nicht zwei oder drei...
Aber, hier kamen auf einen Angreifer 25 Schiffe, 25 blieben bei Lara und schirmten Sie gegen die Angreifer ab.
Wir hatten unsere Taktik zuvor abgesprochen, wir wussten welche Schiffe zusammen arbeiten und angreifen würden.
Und noch wichtiger, wir wussten wofür wir kämpften.
Die Angreifer griffen verbissen an, wollten immer wieder zu Lara durchbrechen, doch wir ließen sie nicht, und wenn doch ein Schuss auf ihr Schiff abgegeben werden konnte, stellte sich eines der bei ihr verbliebenen Schiffe in die Schussbahn, immer abwechselnd. Kein Schild wurde überlastet, getroffene hatten genug Zeit für die Regeneration.
Die Angreifer wurden dagegen unablässig von uns beschossen, nicht alle von uns trafen, aber durch die schiere Anzahl doch genug, ihre Schilde wurden schwächer, brachen zusammen. Dann ging es auf ihre Hülle.
Hier forderten wir sie auf, sich zu ergeben, immer wieder, sie hörten nicht. Also...
Es gab nur einen Weg, wir schossen weiter. Heute sollte der Kampf endgültig beendet werden, so oder so.
Das erste Schiff, eine Viper wurde zerstört. Im letzten Moment konnte man die Rettungskapsel heraus brechen sehen. Dahinter ein Feuerball, entfesselt vom Kraftwerk, welches die darin gefangenen Energien nicht mehr halten konnte.
Das Licht verblasste, wurde von einem weiteren Feuerball abgelöst, das Kraftwerk einer Python hatte den Angriffen nichts mehr entgegen setzen können.
Nun war nur noch ein Schiff übrig, ein neues Modell der Föderation. Damals noch kaum bekannt, den Namen erfuhr ich erst nach meiner Rückkehr, Federal Gunship, ein sehr schwer gepanzertes Schiff, wir hatten große Mühe, da durch zu kommen, trotz daß es langsam und nicht sehr wendig war. Aber nun konnten noch mehr Schiffe darauf feuern. Letztendlich brach ein Schuss durch, zerstörte das Cockpit. Der Pilot stieg aus, nachdem die Rettungskapsel heraus war, zündete die Selbstzerstörung.
Ob es Zufall war, oder ob einer unserer Piloten mit Absicht handelte, das weiß ich nicht, aber die Rettungskapsel prallte in den Schild seines Schiffes. Taumelte. Funken flogen.
Beschädigt trieb sie durch den Raum.
Unser Leader beschloss, sie aufzunehmen. Sie wurde auf sein Schiff verbracht.
Der Pilot wurde aus der Kapsel geholt, eingesperrt. Später wollen wir von ihm erfahren, warum sie Lara angriffen, ihr Schiff immer wieder zerstörten.
Doch zuerst sammelten wir uns wieder, formierten uns. Die 5 T9 wurden verabschiedet, sie blieben zurück, da sie für Fernreisen nicht geeignet waren.
Dann gab Lara uns ihren Kurs wir gaben die Route in unsere Navigationssysteme ein. Synchronisierten uns alle.
Nach dem wir vorbereitet waren, beschleunigten Wir, richteten uns aus, und Sprangen.
Wir waren unterwegs.
Unser Kurs führte uns rasch aus dem zivilisierten Bereich der Galaxie heraus. Dann Richtung Zentrum.
Lara gab das Tempo vor, und es war hoch, Sie scannte die ganzen Systeme nur grob, verschaffte sich nur einen Überblick. Feinscans der Himmelskörper machte sie nie. Es schien eher so, daß sie sich mehr für den freien Raum zwischen den Planeten interessierte.
Doch Sie fand nichts, oder sollte ich sagen, Sie fand nicht das was Sie interessierte.
Währenddessen hatten wir viel Zeit, uns mit dem Gefangenen zu befassen.
Anfangs war er total verstockt, sagte kein Wort.
Wir hatten es aber auch nicht leicht damit, wie wir mit ihm umgehen sollten.
Folter kam nicht in Frage. Normale Fragen wollte er nicht beantworten, nicht einmal seinen Namen wollte er uns verraten. Vorerst...
Wir hatten ihn in einer Kabine untergebracht, die wir so verändert hatten daß er weder alleine hinaus konnte, noch darin irgend eine Möglichkeit hatte, zu fliehen, oder etwas zu unternehmen.
Allerdings änderte sich etwas, je weiter wir in die unbekannte Galaxie vorstießen.
Je weiter wir uns von den bewohnten Sektoren entfernten, desto ängstlicher wurde er, dann geriet er in Panik.
Wir konnten ihn kaum noch beruhigen, er flehte uns an, ihn zurück zu bringen. Dann begann er zu reden.
Sein Name war Gottfried Reinhold Treviranus, und es schockierte uns zutiefst, als er sagte, er würde aus der Familie von Laras Freund stammte.
Warum verfolgten sie Lara? Diese Frage trieb uns in der Folge an.
Seine Antwort machte alles nur noch komplizierter, sie suchten etwas, das in Laras Besitz war als er starb.
Ihr Freund hatte es ihr zum Geschenk gemacht.
Es solle etwas unerhört wichtiges sein, trotz aller Fragen schwieg er dazu, wie es aussah.
Er nannte es das „Gleißende Diadem der Sterne“. Und ohne dieses Juwel wäre die Familie unvollständig.
Lara hätte nach der Hochzeit dazu gehört, doch so weit war es wegen dem Unfall nicht mehr gekommen.
Darum müsse die Familie es unter allen Umständen wieder bekommen, sie würden hierfür sogar das Unglück von Lara in kauf nehmen.
Nun wussten wir zumindest den Grund, jetzt stellte sich aber eine andere Frage.
Sollten wir Lara damit belasten? Wir diskutierten lange, und nach einer gründlichen Beratung beschlossen wir, Lara nicht damit zu belasten.
Sie hatte nur ein Ziel, die Asche ihres Geliebten war an Bord ihrer Angels Cloud, und sie hatte ihre Reise begonnen, wir hatten kein Recht, diese zu stören oder Ihr noch mehr Sorgen zu bereiten.
Um alle Schwierigkeiten zu vermeiden, wurde unser Gefangener, dessen Panik derweil immer größer wurde, in einer Rettungskapsel aufbewahrt.
In der Kryostase konnte er weder uns, unserer Mission, noch sich selbst schaden.
Wir versprachen ihm, daß er nach Beendigung der Reise wieder in die Zivilisation gebracht und frei gelassen würde.
Durch die Suspendierung würde er auch nie wissen, wohin Laras Reise führen würde.
In den nächsten Tagen ging es zügig voran, das Zentrum der Galaxie kam immer näher, doch noch ehe wir es erreichten schwenkte Lara nach Nordnordwest ab.
Ab da ging es nicht mehr ganz so schnell voran, sie verweilte in manchem System länger, in anderen sprang sie sofort weiter, manchmal machte sie längere Pausen, wir erkannten kein System dahinter.
Noch ein paar tausend Lichtjahre weiter fing es an, Lara baute körperlich schneller ab, als bisher.
Tag für Tag wurde die Strecke, die wir zurück legten, kleiner.
Dann, wir waren etwa 15.880 Lichtjahre hinter Sagittarius A*, bei etwa 190° auf dem galaktischen Rad. Und wir waren sehr hoch über der Nullebene, 1900 wurde in dem Koordinatenanzeiger ausgewiesen.
Es ging nicht mehr weiter. Lara war zu erschöpft, sie konnte nicht mehr weiter.
Das System war an sich nichts besonderes, drei Sterne gab es hier, eine O-Stern, mit großem Abstand einen L-Stern und einen M-Stern welche sich innerhalb von nur zwei Tagen umkreisten.
Planeten waren hier keine entstanden, doch es gab einen großen Asteroidengürtel zwischen Hauptstern und den beiden Begleitern.
Hier verbrachten wir mehrere Tage. Die Lebenszeichen von Lara wurden immer schwächer.
Sie hatte uns gebeten, nichts weiter zu unternehmen, auch wenn es schwer fiel, wir würden das unvermeidliche nicht verhindern können.
Traurig und hilflos mussten wir abwarten. Doch wir alle hatten geschworen, Lara bis zum Ende zu begleiten, und wir würden unseren Schwur erfüllen.
Die Stunden gingen dahin, Laras Lebenszeichen wurden schwächer, immer schwächer...
Dann, nach langem untätigen warten sendete Lara eine letzte Nachricht.
„Die Engel, sie sind gekommen.“
Dann herrschte Stille. Laras Leben war erloschen, vorbei...
Ob sie die Engel wirklich besucht hatten? Wir wussten es nicht.
Und wir hatten noch eine schwere Pflicht, 10 von uns wurden ausgewählt, auf Laras Schiff zu wechseln und ihr dort die letzte Ehre zu erweisen.
Erstaunt stellte ich fest, daß ich dazu gehören sollte.
Wir wechselten auf die Angels Cloud, im Schiff angekommen, gingen wir in die Zentrale.
Dort fanden wir Lara auf dem Platz des Kommandanten, ihr Gesichtsausdruck friedlich, sie lächelte noch im Tod. Neben ihr stand die Urne mit der Asche ihres Geliebten.
Wir dachten darüber nach, sie in ihrer Kabine aufzubahren, entschieden uns aber dagegen. Hier im Cockpit würde sie immer vom Licht der Sterne, welche sie besuchen wollte beschienen werden.
Wir sorgten nur dafür daß sie für immer mit ihrem Freund zusammen sein konnte. Keine Sorge, wir taten nichts ungebührliches, aber für alle Zeiten würde sie seine Urne nun im Arm halten.
Und wieder hatten wir unterschiedliche Ansichten darüber, was wir nun tun sollten.
Einerseits wollten wir wissen, ob das Gleißende Diadem der Sterne hier an Bord wäre, andererseits... wir waren sicher, es gehörte Lara.
Schließlich einigten wir uns, selbst wenn wir es fanden, würden wir es nicht entfernen.
Das Schiff wurde durchsucht, jede Luke, jedes Fach, alle Wartungsgänge, Klappen und Schränke durchsuchten wir. Alle Kabinen, den Maschinenraum, Triebwerke, das ganze Schiff.
Wir fanden nichts. Kein Edelstein, nichts aus wertvollem Metall, Kristall oder anderen Exotischen Materialien war aufzufinden.
Am ende trafen wir in der Zentrale noch einmal zusammen. Die schwerste Pflicht rief, einer von uns musste nachsehen, ob Lara das Diadem trug. Ich erklärte mich bereit, innerlich entschuldigte ich ich bei ihr, voller Respekt machte ich mich an die Untersuchung, konnte aber auch bei Ihr nichts entdecken.
Wir kamen zu dem Schluss, daß es nicht an Bord sein konnte, Lara hatte es anscheinend in der Heimat zurück gelassen.
Nun mussten wir nur noch das Schiff verlassen. Davor programmierten wir die Lebenserhaltung noch um, die Atmosphäre im Schiff würde fortan aus reinem Stickstoff bestehen bei 0% Luftfeuchtigkeit und einer Temperatur von 243 Kelvin.
So würde sichergestellt, daß Laras Körper für alle Zeiten gut erhalten blieb.
Nach dieser letzten Pflicht verließen wir die Angels Cloud für immer.
Zurück auf unseren Schiffen wurde erneut eine Konferenzschaltung für alle Schiffe geschaltet.
Unsere Erkenntnisse wurden an alle weiter geleitet, daß das Diadem nicht hier war, erstaunte alle.
Doch unsere vergebliche Suche sprach eine deutliche Sprache.
Es wurde über unser weiteres Vorgehen beraten, auch welchen Kurs wir für den Rückweg nehmen sollten. Der direkte Kurs schien uns zu gefährlich, alle Umwege würden aber die Rückreise erheblich in die Länge ziehen.
Nach langem hin und her hatte ich eine gewagte Idee. Während lebhaft diskutiert wurde, dachte ich darüber nach, konnte man das tun? Es war verrückt, würde aber zum einen die Reisezeit so kurz wie möglich halten, aber...
Ich sprach es aus:
Was wäre wenn wir direkt zurück fliegen, und beim Eintritt in das Startsystem alle unsere Schiffe sprengen? Sämtliche Daten der Reise würden dadurch vernichtet und niemand könnte sie rekonstruieren.
Der Nachteil wäre natürlich, daß es einen erheblichen finanziellen Verlust bedeuten würde.
Zum einen die Versicherung für das Schiff, zum anderen natürlich den gesamten Erlös aus den Scandaten.
Dies würde nur dann funktionieren, wenn ALLE Teilnehmer unserer Expedition dazu bereit sind.
Und es wäre nur sinnvoll, wenn es einstimmig ausgeführt würde, da andernfalls doch Daten der Reise weiter existieren würden, welche missbräuchlich angewendet werden könnten.
Trotz aller Uneigennützigkeit der Teilnehmer war ich erstaunt, daß es zu dem Vorschlag keine Ablehnung gab. Wir würden also bei Ankunft im Startsystem alle die Selbstzerstörung auslösen.
Somit konnten wir auch die kürzeste Route zurück nehmen. Scans sparten wir uns, nur die Zeit für den Fuelscoop nahmen wir uns vor dem nächsten Sprung. Dennoch zog sich der Rückflug in die Länge.
Dennoch ging auch die längste Reise einmal zu Ende, nach vielen Tagen stand der letzte Sprung an. Wir führten ihn gemeinsam aus, kamen an, entfernten uns ein gutes Stück vom Einsprungpunkt und, nach einem kurzen Countdown aktivierten wir gleichzeitig die Selbstzerstörung.
Einhundert Schiffe detonierten gemeinsam, ebenfalls gemeinsam trafen einhundert Rettungskapseln auf der Station ein, von der wir gestartet sind.
Einhundert Commander lösten über die Versicherung ihre Schiffe ein. Und sie wurden von der Stationssicherheit befragt, was geschehen war.
Die armen Leute, sie verzweifelten beinahe, nachdem sie einhundert mal die gleiche Geschichte hörten.
„Nein, mein Schiff wurde nicht angegriffen, kein Verbrechen ist geschehen, ich habe die Selbstzerstörung freiwillig aktiviert. Nein, es geht mir gut, ich wollte es wirklich tun.“
So oder ähnlich fielen die Antworten auf ihre Fragen aus.
Nachdem dies alles erledigt war, wollten wir wieder unserer Wege ziehen, unseren Geschäften nach gehen. Ich etwa verkaufte meine Anaconda, kaufte mir ein Handelsschiff.
Handel lag mir mehr, als Forschung, das hatte ich auf dieser Reise eindeutig feststellen können.
Doch zuvor, nun belagerten uns Reporter und neugierige, alle stellten Fragen, wollten wissen wo wir waren, und vor allem wo Lara war.
Niemand von uns redete, wir schwiegen hartnäckig.
Nach einiger Zeit gaben die Reporter auf, eine Geschichte, die nicht weiter erzählt werden kann, weil es keine neuen Fakten gibt, war für deren Publikum nicht interessant. Und uninteressantes wurde nicht weiter verfolgt.
Auch die anderen Neugierigen wurden weniger, doch irgendwann; niemand wusste hinterher wie es geschah; kamen Gerüchte auf.
Es hieß auf einmal das System, in dem Lara gestorben war, wäre von außergewöhnlicher Schönheit.
Gleichzeitig wurde Laras Lied populär, vor allem bei Beerdigungen spielte oder sang man es.
Über viele Jahre verfremdete sich die Geschichte, nur der Text des Liedes blieb unverändert.
Ich selbst hatte ganz andere Probleme, die Ausgaben vor der Reise, welche ich zum Teil aus dem Familienvermögen bestritten hatte, machten mir nun größere Probleme.
Unser Vermögensverwalter wurde bei mir vorstellig, teilte mir mit, daß für mich der Zugang gesperrt wurde, da ich sehr lange nicht für einen Ausgleich gesorgt hatte.
Es läge jetzt an mir, dieses Privileg wieder zu erarbeiten. Keine leichte Aufgabe, die Geschäfte liefen schlecht für mich, in meiner Abwesenheit hatte sich einiges verändert, nur mühsam kam ich bei meinen Handelsaktivitäten auf eine positive Bilanz.
Es dauerte sehr lange, bis ich dem Familienvermögen soviel hinzufügen konnte, wie ich entnommen hatte.
Und ich hatte damals nach der Rückkehr noch die schwere Aufgabe, unseren Gefangenen wieder in die Freiheit zu entlassen. Ich hatte ihm auch erzählt, daß Lara das Diadem nicht bei sich hätte, sagte ihm in allen Einzelheiten, wie wir ihr Schiff abgesucht hätten.
Doch er glaubte es nicht, meinte nur, wir hätten es ganz sicher übersehen.
Allerdings wollte er auch jetzt nicht sagen, wie es aussähe. Dieses Geheimnis wurde nie gelüftet.
Ich hörte Jahre später, daß seine Familie dennoch das ganze System auf den Kopf stellen würde, und nach dem Diadem suchte. Gefunden soll sie nie etwas haben. Ob es doch bei Lara an Bord sein konnte? Dem widersprach, daß wir damals sehr gründlich gesucht hatten.
Nun war ich alt, verlebte meinen Ruhestand hier im Anwesen. Und wie zu Anfangs geschrieben, ich wollte meine Geschichte nicht vergessen, darum schrieb ich sie auf.
Das Speichermodul lege ich dazu, es enthält die einzig verbliebene Kopie des Liedes welche Lara selbst gesungen hat.