Der Caretaker

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Der Caretaker

#1

8. Februar 3304

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Obwohl sich der Besprechungsraum tief in den Gewölben der Serebrov-Türme befand, zeigten holografische Displays die atemberaubende Schönheit des Weltraums draußen. Da war der Kohlensack, Barnards Bogen und schwach, aber immer noch sichtbar der Hexenbesen, auch als Schleiernebel bekannt. „Gewölbe“, so nannten die Kinder Raxxlas ihre Operationsinsulae in den Serebrov-Türmen. Diese Verarbeitungsinseln konnten für maximale Effektivität geclustert und für maximale Sicherheit auch voneinander isoliert werden.

Vault 25-1 war eines der "Gehirne" aller sensiblen Operationen. Hier war die Sicherheit beinahe unerträglich, und in diesem Gewölbe lag der Besprechungsraum, in dem sich der Rat versammelt hatte. Sie waren auf dringenden Wunsch zusammengekommen, um den Ausgang einer ihrer Hauptoperationen zu besprechen. Die Anfrage war vom "Caretaker" gestellt worden, einem mysteriösen Gründer dessen, was anscheinend eine Vorgängerorganisation gewesen war, die sich schließlich zu den Kindern Raxxlas entwickelt hatte, so wie sie heute bekannt waren. Sagten sie jedenfalls.

Wie bei der Bitte des Caretakers üblich, hatte sich der Rat versammelt, ohne wirklich zu wissen, was ihn erwarten würde. Von Zeit zu Zeit wollten die Gründer, die durch die Korridore gingen, wissen, welches Jahr gerade war. Das allein war seltsam genug, aber es wurde allgemein als Marotte akzeptiert. Die Situation musste jedoch ernst sein, als "er" aus seiner Stasis geholt wurde. Das kam heutzutage nicht mehr oft vor. Einige sagten, seine Zeit sei schon lange vorbei und andere sagten, dass sie es schätzten, dass er nach all diesen … Jahren immer noch da war. Oder waren es Jahrzehnte? Es spielte keine Rolle. Sie warteten nur auf ihren Plätzen und starrten schweigend auf den torusförmigen Tisch. Es lag eine spürbare Spannung in der Luft.

Schließlich flackerte das Holofac, als es entstand. Ein alter Mann erschien im Torus des Tisches. Obwohl die Falten und die tiefen Augen deutlich sichtbar waren, war sein Alter unbestimmbar. Der Blick war streng und seine Kleidung war halb Uniform und halb das, was man eine Toga nennen könnte, hauptsächlich in blau und grün. Er trug ein Abzeichen der Pilotenvereinigung, aber es war wirklich veraltet und immer noch aus Stoff. Der Mann sah sich einige Sekunden lang um, lächelte sanft und hob dann beiläufig seine linke Hand, um sie alle zu begrüßen. Ein leichtes Nicken, dann wandte er sich an die Versammlung. Seine zerbrechliche Stimme hallte durch den Raum, aber er zog dennoch jedes Mal die Aufmerksamkeit auf sich, wenn er sie erhob.

"Kommandanten! Da sind wir also wieder. Mir wurde gesagt, dass mehr als sechs Monate vergangen sind und dass es jetzt 3304 ist. Wie ist die Situation?"

Eines der Ratsmitglieder nutzte die Gelegenheit, um zu sprechen: "Der bewohnte Weltraum ist aufgrund eines Wettrüstens und der Aufhebung eines Vertrags, der die Anzahl aktiver militärischer Großkampfschiffe begrenzt, politisch instabil. Es ist ähnlich wie beim letzten Mal, als wir gesprochen haben. Umfassende Vorbereitungen für den Kampf gegen die als Thargoiden bekannten Aliens sind im Gange.
Die gute Nachricht ist, dass die drei Supermächte vereinbart haben, eine multinationale Organisation namens "Aegis Research" ins Leben zu rufen und gemeinsam zu finanzieren, so dass wir zumindest den Anschein einer gemeinsamen Anstrengung sehen können. Aegis hat außerdem ein Mitglied der Familie Ryder rekrutiert, eine Frau namens Liz. Vielleicht Elisabeth, wir prüfen das gerade. Wenn das stimmt, könnte das Dark Wheel in irgendeiner Weise dahinter stecken. Allerdings bisher kein Beweis dafür."

"Keine Sorge", sagte der alte Mann. "Du wirst keine finden, wenn sie beteiligt sind. Ist sie wirklich eine der ursprünglichen Ryders?"

Der Berater wog seinen Kopf hin und her: "Wir können einfach nicht sicher sein, und ich bezweifle sowieso, dass es einen großen Unterschied machen wird. Nach Neptun und Oberon kommt nicht mehr viel. Wir wissen ja nicht einmal, ob sie überhaupt Kinder hatten. Diese Liz leitet jedoch ein gut finanziertes unabhängiges Unternehmen mit einem hervorragenden Netzwerk an Kontakten und Gefälligkeiten. Ihr Name hat auf jeden Fall Gewicht. Die Tatsache, dass sie von der Föderation "angeheuert" wurde, ist bezeichnend. Deren konventionelle Raummarine kann der Aggression der Thargoiden einfach nicht standhalten. Ihre Doktrinen sind zu starr und lassen wenig Raum für Improvisation auf dem Schlachtfeld.“

Der Mann nickte. "Sie lassen andere ihre Drecksarbeit für sich erledigen." Sein Blick schweifte am Rat vorbei. "Die Geschichte wiederholt sich…"

Dann wandte er sich wieder an den Rat: "Haben wir Augen und Ohren in dieser Aegis, um zu sehen, was sie vorhaben? Ich kenne die INRA und sie klingen ein wenig zu ähnlich. Nicht gut. Wir sollten vermeiden, diesen Weg noch einmal zu gehen."

"Ja, haben wir", sagte einer der Konsuln der Kinder Raxxlas. "Innen und außen. Sie entwickeln speziell kalibrierte Schiffswaffen. Soweit wir wissen, keine Großprojekte im Ausmaß der Massenvernichtung. Sie sind da ziemlich transparent."

"Dann geht davon aus, dass es an anderer Stelle eine Intransparenz gibt.“ Er schien erleichtert aufzuatmen. "Gut. Was ist nun mit der Gruppe von Piloten, die ihr losgeschickt habt, um das Kleinod dieser Kahina zu finden?"

Sein Kopf neigte sich zu der blonden Frau, die inmitten der Ratsmitglieder saß. Sie trug einen lässigen blauen Overall und hatte eine Datentafel vor sich, auf der sie gerade ein oder zwei Nachrichten getippt zu haben schien. Innerhalb der Kinder Raxxlas war sie nur als ‘Mir’ bekannt, eine ihrer erstklassigen "Ressourcen-Manager“. Sie blickte auf und sprach mit der ruhigen und neutralen Stimme, für die sie bekannt war:

"Sie werden sich an die Auktion erinnern, Sir. Bisher konnten wir dieses Schmuckstück nicht finden. Kurz nach der Auktion waren die Spuren kalt, obwohl wir dank der Bemühungen der beteiligten Piloten einige mögliche Käufer von unserer Liste streichen konnten." Sie strich eine Strähne ihres blonden Haares beiseite.
"Wir haben auch ein nachlässig geführtes Gespräch abgefangen, das auf eine mögliche Spur hindeutet, der wir folgen können. Einige gleichzeitig auftretende Zwischenfälle zwangen uns jedoch, einige der Ressourcen nach Serebrov und auch in die Region der Plejaden umzuleiten. Wir arbeiten jetzt daran, alles wieder zu konsolidieren."

Der alte Mann nickte. "Ja, ist schon seltsam. Zuerst die triumphale Rückkehr der Thargoiden und all das INRA-Aegis-Zeug und dann, wie ich höre, gab es eine Sicherheitslücke in unseren Gewölben, gerade als ihr es geschafft habt, unsere Piloten zusammenzubringen?"

Eines der Ratsmitglieder tippte mit dem Finger auf sein Datenpanel. Er war Leiter der Sicherheitsabteilung von Serebrov. In der Mitte des Schreibtischs erschien ein Holofac der Innenräume der Serebrov-Türme. Es war ein Labyrinth aus allen möglichen Verbindungskammern und Tunneln, das weit über das Kernsegment der Raumstation hinaus verlief, gut geschützt vor neugierigen Blicken. Bis dann schließlich…

"Es war ein großer Angriff, sowohl physisch als auch in Bezug auf die Cybersicherheit. Mehrere kleinere Gewölbe mussten isoliert und gesäubert werden. Wer auch immer sie waren, ihr Angriff wurde offenbar durch einen unbemannten Zorgon-Hauler verstärkt, der in einem Warteorbit um die Station geparkt war. Der Hauler war stark mit elektronischer Ausrüstung modifiziert und fungierte als eine Art Relais. Bisher konnten wir den Ursprung des Angriffs nicht zurückverfolgen. Der physische Einbruch in unsere Einrichtungen zu diesem Zeitpunkt wird als Ablenkungsmanöver angesehen. Hauptsächlich sind es Söldner, und wir haben fünf Gefangene gemacht. Die Stationssicherheit war natürlich an der Gefangennahme beteiligt und sie untersucht und verhört immer noch. Alles in allem haben wir volle Schadensbegrenzung erreicht."

"Gut. Verschwendet nicht zu viel Zeit mit diesen Schlägern, sie werden nichts wissen. Konzentriert euch stattdessen auf das, was draußen passiert und verzettelt euch nicht mit etwas Unwichtigem wie einer Handvoll Gefangener."

Der Mann nickte, dann sah er Mir wieder an: "Das Team?"

Mir wusste, dass er die Antworten bereits hatte. Das war schon immer so. "Zerstreut, wie es scheint. Sie haben sich nach Pi Piscis Austrini getrennt, nicht ohne ihre eigenen Ziele entlang der ihnen übertragenen Mission zu verfolgen."

"Vorhersehbar. Piloten werden in der Pilotenvereinigung dazu erzogen, in erster Linie ihre eigenen Zwecke und Ziele zu verfolgen. Sie müssten mal richtig ausgebildet werden und lernen, dass manchmal gemeinsame Anstrengungen erforderlich sind, um erfolgreich zu bleiben … und am Leben zu bleiben." Für einen Moment schien er zu wissen, wovon er sprach.

"Was ist mit unserem Notfallplan?" fragte er.

"Sie haben sich regelmäßig mit uns in Verbindung gesetzt, wenn auch nicht so oft wie vereinbart. Sie sagen, dass es ihnen schwer fällt, sich einer deutlichen Erhöhung der System- und Regierungssicherheit überall zu entziehen. Es ist etwas, was wir heutzutage oft sehen, alles mit der Erklärung, dass es zum Schutz vor den Thargoiden dient. Natürlich ist es eine vollwertige Medienkampagne, die von der Föderation, dem Imperium und der Allianz unterstützt wird … und von Galnet."

Der alte Mann schüttelte ungläubig den Kopf: "Turners Leute auch? Junge, wer hätte das gedacht. Ich wette, Mic und Meredith würden sich in ihren Gräbern umdrehen. Sie haben damals noch alles versucht, um den Schlamassel zu kitten."

"Es zielt darauf ab, die öffentliche Meinung zu einem unvermeidlichen großen bewaffneten Konflikt zu bewegen. Wir denken, dass sich die Föderation und das Imperium inoffiziell auf höchster Ebene absprechen. Trotz all dieser Vorgänge konnten wir diskret eine mögliche Informationsquelle ausfindig machen, die uns helfen könnte. Er ist ein bekannter ehemaliger Händler mit einigem Ansehen, hat sich aber jetzt auf die Bereitstellung modifizierter Schild- und Sensortechnologie spezialisiert. Sein genauer Hintergrund ist eine Blackbox, selbst für uns. Es gibt Gerüchte, er sei ein Angehöriger der Handelsclans der Alten Welten, aber das meiste davon ist Spekulation oder gut kultivierter Ruf. Er ist der Öffentlichkeit als Ingenieur Lei Cheung bekannt. Regelmäßig proklamiert er seine Unabhängigkeit von den Supermächten. Offenbar wird er geduldet."

Sie machte eine kurze Pause, um ihre Einschätzung zu unterstreichen. "Ich denke, er ist unser bester Lead und ich schlage vor, das Team dorthin zu verlegen."

"Gut. Zeigt ihnen den Weg."

Mir nickte.

Die holografische Figur schien sich im Raum umzusehen.
"Ich danke euch allen, dass ihr gekommen seid. Der Anfang dieses Jahrhunderts war nicht gnädig zu uns, wie es scheint. Dennoch müssen wir diese Probe bestehen und den Schleier durchdringen. Es steht zu viel auf dem Spiel. Ihr müsst daher zuerst dieses Juwel von eurer Lady Loren finden. Es wird der Sache dienen und uns von hier nach Raxxla führen – oder irgendwas dazwischen. Jetzt verlasst mich bitte. Alle außer Mir."

Der Rat stand geschlossen auf und verneigte sich vor dem Holofac des alten Mannes. Sie nahmen ihre verschiedenen Datentafeln und Holofacs auf und verließen dann den Raum, wobei die Konsuln die letzten waren, die den Raum verließen. Der letzte von ihnen nickte Mir ebenso stumm zu. Dann waren sie allein. Das Holofac blieb für eine lange Zeit ruhig. Schließlich schüttelte der alte Mann ganz leicht den Kopf:
"All diese Probleme und Gezänke, Medienwirbel und korrupte Mächte. GalCop war ihnen keine Lehre. Nichts hat sich geändert, oder?"

Sie schwieg.

"Du hast besonnen gehandelt, Mirriam. Tu’ weiter, was getan werden muss und findet dieses Schmuckstück. Du bekommst alle dazu notwendigen Ressourcen. Stell’ in der Zwischenzeit sicher, dass sich alle mit den Thargoiden vertraut machen. Wenn sie wieder in großer Zahl zurückkommen, werden sie uns Menschen nicht wohlgesonnen sein; nicht nach…"

Er biss sich auf die Lippe. "Nun, nicht nach dem, was ihnen angetan wurde."

Mir senkte leicht den Kopf. "Wir haben bereits ein komplettes Wissenschaftsteam auf sie angesetzt. Aber unsere Agenten berichten auch, eine Macht im Schatten sei noch beteiligt. Möglicherweise haben sie in der Vergangenheit durch Mittelsmänner Nachforschungen über die Thargoiden angestellt. Ein Wettlauf scheint möglich, mit unbekanntem Ausgang."

"Ja, ich weiß. Das war damals der Anfang vom Ende. Jetzt, wo Rebecca tot ist, müsst ihr wachsam bleiben." Dann deutete er ungeduldig auf die Kommandokonsole des Tisches. “Und jetzt sei ein gutes Mädchen und schalt’ das Ding aus.”

"Danke, John. Wir gedenken."

Damit flackerte das Holofac und verschwand, und Mir wurde mit ihren Gedanken im großen Besprechungsraum zurückgelassen.

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Leicht angepasste Google Translations. Der Originaltext ist hier zu finden:

https://ehorizonsblog.wordpress.com/201 ... ntingency/

Kontext:
Im Jahr 3304 starteten die Children of Raxxla zusammen mit Input von Drew Wagar eine kleine Rollenspielkampagne namens “Legacy Campaign”, in der es darum ging, einen verloren gegangenen Ring Salomés zu finden, der angeblich einige letzte Gedanken an ihre “Kinder” enthalten sollte.

Zu dieser Zeit intensivierten sich auch die Begegnungen mit den Thargoiden nahe der Pleiaden. Das ED Update "The Return" war bereits im September 2017 erschienen, aber die erste Begegnung mit einem Schiff der Thargoiden fand erst am 5. Januar 2018 statt. Also überschnitten sich die Rollenspielkampagne und das neue Gameplay rund um das altbekannte Alienvolk in beträchtlichem Maße. Die Kampagne verlängerte sich also, weil sich die Spieler natürlich an den Thargoiden abarbeiten wollten. Einige Elemente aus der Geschichte des Elite-Universums wurden rasch in die "Legacy Campaign" eingebaut und mit dem Aufruf, sich beim Ingenieur Lei Cheung einzufinden, kam die Kampagne schließlich in ihre letzte große Phase.

Den Ausgang der Kampagne könnt ihr hier nachlesen: Stimmen der Zukunft
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Markus (Razor2)Homunk-Ozzie J. IsaacsAnderleOnkel OnkelsonMajorKCMDR KliehmSunny v. Isegrim
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